Nachruf für Adi Kastner
Begräbnis 18. November 2011, Pfarrkirche Zwettl
Liebe Mitchristen, Schwestern und Brüder im Herrn! Ihr, alle Waldviertler! Geschätzte und liebe Frau Hildegard Kastner mit allen Kindern und Kindeskindern samt Angehörigen! Hochwürdigste und hochwürdige, verehrte Mitbrüder!
Vor knapp einem Jahr – ich denke gerne zurück – konntet Ihr in der Familie, mit Euren Eltern, mit Vater, Mutter, Verwandten und vielen Freunden das goldene Hochzeitsjubiläum feiern. Für Adi, Euren Vater und Eure ganze Familie ein großer Freudentag, den Ihr musikalisch, mit Gebeten und schönen Texten in der Kirche festlich begangen habt.
Heute wollen und dürfen wir festhalten: Adi Kastner ist zum himmlischen Hochzeitsmahl geladen und eingekehrt. Er, der seine Heimat, dieses Land, sein Waldviertel, das letzte Paradies, wie er es gerne nannte, verlassen hat, für ihn gilt das Wort unseres Herrn Jesus am Kreuz: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“.
Uns, lieber Adi, laß sagen – und wir alle haben so vieles von Dir empfangen –, ja, Du hast Dich für Dein Land, Deine Waldviertler aufgeopfert in einem Einsatz, der Deine Kräfte verzehren mußte, auf so vielfache Weise, wie es nur die Vielfalt Deiner Talente ein Leben lang ermöglicht hatte; wir können nur: „vergelt`s Gott“ sagen!
Im Text des vorgetragenen Evangeliums hat uns der Evangelist Matthäus einen Blick in die Jenseitigkeit gezeichnet (Matth.25, 31-46): „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit mit allen Engeln kommt und sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzt, dann ruft er alle Völker zusammen, nehmt das Reich in Besitz, das seit Anfang der Welt für euch bestimmt ist“…Dann wird aufgezählt: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig…ich war fremd und obdachlos, ihr habt mich aufgenommen, ich war nackt, ihr habt mich bekleidet“…Für die Gerechten stellt sich die Frage, wo ist das alles geschehen? „Darauf wird ihnen der König antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder – und fügen wir begründet „Schwestern“ hinzu! – getan habt, das habt ihr mir getan“!
Lieber Adi, was hast Du alles für die Vielen getan! Was konnte der „Menschensohn in seiner Herrlichkeit“, in die Du schon hineingenommen bist, für Dich aufzählen?
Kannst Du jetzt erfassen, in welche Dimension Dein unerschöpfliches Mühen und Wirken hineinreicht und während Deiner oft schweren, unbedankten, vielleicht sogar mißverstandenen Einsätze in all Deinen Funktionen kaum zu ertragen war? Ja, Du mußtest gerade in Deinen letzten Jahren leiden, Du hast Schuld, Schulden auf Dich genommen, unverschuldet, im Dienst Deiner Mitmenschen!
An dieser Stelle, liebe Mitchristen und lieber Adi, sei Deine Frau Hildegard und Deine ganze Familie gedankt! Was mußten sie mitleiden! Deine liebe Frau hat
mir nach Deinem ersten Schlaganfall, von dem Du dich gut erholen konntest, erklärt: „Die Schulden, die Du, die Ihr zu zweit, für andere zu tragen hattet, die erdrücken den Adi“!
Ich war so froh, dass mir, wie ich Dich das letzte Mal besuchen konnte, einer Deiner vielen Schüler – heute ein erfolgreicher Bauer aus meiner Pfarre – vermittelt hatte: „Wir, auch wir haben zusammengesteuert: Adi ist schuldenfrei!“
Gewiß, kein Thema am Grab, aber Du verdienst, und Du hast die klare Rede beherrscht. Du konntest zur Eurer goldenen Hochzeit ein Bild aussenden und dazu schreiben: „Es war nicht immer leicht, im Rahmen zu bleiben“.
Lieber Adi, Du bist und bleibst präsent, Du hast den Waldviertlern Selbstbewußtsein geschenkt, Du hast Spuren gelegt, das Waldviertel verändert und in die Zukunft geführt. DeinWirken und Tun bleiben bestehen. In den Zeitungen wirst und wurdest Du bereits gewürdigt. So ist es in Österreich, wenn man tot ist!
Ich will nur noch wiedergeben, womit Du dich bis zuletzt beschäftigt hast, indem Du das kirchliche Geschehen in Österreich aufmerksam und sorgenvoll verfolgt hast. Ein Axiom von Dir, Du hast es mir am Krankenbett wiederholt: Man kann nur system-immanent verändern“. Du hattest schon früher mit unserem Bischof das Gespräch aufgenommen, als es um Pfarrzusammenlegungen ging, in denen Du die Gefahr einer Entfremdung gespürt hast. Ein Wort von mir in diesem Zusammenhang „Lazarus-Orden“ hast Du – und es hatte Dich froh gestimmt – am Telefon wiederholt: „Ja, Lazarus- Orden, da helfen wir alle zusammen, der verbindet Vergangenes und Zukünftiges, Frauen, Männer, katholische und evangelische Christen“!
Mag manches unverständlich sein, ich wollte und mußte es dem Heimgegangenen noch einmal anvertrauen. Denn wir haben in dieser Stunde – es war für uns, für mich die letzte vor Deinem Tod – gemeinsam wiederholt: „Man kann nur gerade Furchen ziehen, wenn man seinen Pflug in die Sterne hängt“:
In Geras wurde, am 21. Juni 1980 der Schüttkasten als Hotel eröffnet. Damals, lieber Adi, war es mir möglich, Dich und Deine Freunde, darunter auch Ernest Gratzel, dem Landeshauptmann Siegfried Ludwig vorzustellen. Bis zu diesem Zeitpunkt galten wir „Pro Waldviertler“ verdächtig, als Grüne!“
Aus dieser Begegnung entstand Deine „Mission“ als Sonderbeauftragter für das Waldviertel. Von nun an warst Du Tag und Nacht unterwegs, Ungezählten standest Du mit Rat und Tat zur Seite, Du hast Dich mit allen Deinen Kräften eingebracht. Eine unüberschaubare Fülle, ungezählt, weithin wirkend! Ich wiederhole aus der Heiligen Schrift: „Was Du dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan hast, das hast Du mir getan“!
Dabei, Du der exzellenter Lehrer, standest Du nach einem umfangreichen Arbeitstag Deinen Schülern zu Verfügung, bis zuletzt! Dass Du nicht nur überzeugen, sondern auch motivieren konntest, das beweisen Schlagwörter wie: „Ein Waldviertler drei Leit“ oder „Zukunftsland Waldviertel“ Dein Einsatz, Dein Werk!. Dabei konntest Du auch ein hervorragender Prediger sein, ein Mann aus dem Leben, vielseitig talentiert und erfahren mit tiefer Glaubenskraft!
In Eibenstein konnten wir es dankbar erfahren. Ein Idealist und Visionär. Kein Politiker!
Lieber Adi, „Mister Waldviertel“! Vieles wäre Dir, Deiner Frau und Deiner Familie noch zu danken. Doch bei Deinem Empfang vor dem „Menschensohn auf seinem Thron in Herrlichkeit“, wie wir es aus dem Evangelium vernommen haben, da wird alles in Fülle ausgebreitet sein. Doch lass mich zum Abschluß fragen:Wie wurdest Du als Waldviertler empfangen und angesprochen? Sicher nicht in „drei Personen“, sondern als „ drei Leit!“
Lasst uns endigen mit einem „Deo gratias. Halleluja, Amen“
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